Existenzminimum

Existenzminimum
I. Volkswirtschaft: 1. Begriff: Nach dem Lebensstandard der einzelnen Länder und nach dem technischen und kulturellen Stand der wirtschaftlichen Entwicklung für den Lebensunterhalt als notwendig anerkannte Lohnhöhe.
- 2. Arten: (1) Physiologisches E. und (2) kulturelles (auch soziales) E.
- Vgl. auch  Existenzminimum-Theorien des Lohns.
II. Einkommensteuerrecht: 1. Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 87, 153 (169)) muss dem Steuerpflichtigen nach Erfüllung seiner Einkommensteuerschuld von seinem Erworbenen zumindest so viel verbleiben, wie er zur Bestreitung seines notwendigen Lebensunterhalts und (unter Berücksichtigung von Art. 6 I GG) desjenigen seiner Familie bedarf. Die Höhe des steuerlich zu verschonenden E. hängt von den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen und dem in der Rechtsgemeinschaft anerkannten Mindestbedarf ab. Soweit der Gesetzgeber im Sozialhilferecht den Mindestbedarf bestimmt hat, den der Staat bei einem mittellosen Bürger im Rahmen sozialstaatlicher Fürsorge durch Staatsleistungen zu decken hat, darf das von der Einkommensteuer zu verschonende E. diesen Betrag jedenfalls nicht unterschreiten. Maßgröße für das einkommensteuerliche E. ist demnach der im Sozialhilferecht anerkannte Mindestbedarf. Das gilt sinngemäß auch für die Ermittlung des sächlichen E. von Kindern (BVerfGE 82, 60 (93, 94)). Da die Leistungsfähigkeit von Eltern über den existentiellen Sachbedarf und den erwerbsbedingten Betreuungsbedarf generell durch den Betreuungsbedarf und den Erziehungsbedarf gemindert wird, ist dieser im Steuerrecht von der Einkommenssteuer zu verschonen.
- 2. Das im Jahr 2005 steuerfrei zu stellende sachliche E. beträgt 7.356 Euro, bei Ehepaaren 12.240 Euro, bei Kindern 3.648 Euro. Die steuerlichen Freibeträge belaufen sich entsprechend auf 7.664 Euro (vgl. „Darstellung der in 2005 steuerfrei zu stellenden sächlichen Existenzminima“).
- Vgl. auch  Grundfreibetrag.

Lexikon der Economics. 2013.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Existenzminimum — Existenzminimum …   Deutsch Wörterbuch

  • Existenzminimum — Existenzminimum, diejenige Summe, die als zur Erhaltung des Lebens (durchschnittlicher eigner Unterhaltsbedarf wie auch derjenige einer Familie in Zeiten der Arbeitsfähigkeit sowie auch in denen der Krankheit und Invalidität) unbedingt nötig… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Existenzminimum — Existenzminĭmum, das zur notdürftigen Existenz einer Person unbedingt nötige Einkommen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Existenzminimum — Als Existenzminimum (auch: Notbedarf) bezeichnet man die Mittel, die zur Befriedigung der materiellen Bedürfnisse notwendig sind, um physisch zu überleben; dies sind vor allem Nahrung, Kleidung, Wohnung und eine medizinische Notfallversorgung.… …   Deutsch Wikipedia

  • Existenzminimum — Exis|tẹnz|mi|ni|mum 〈n.; s; unz.〉 Mindestmaß des Einkommens, mit dem der Mensch noch leben kann ● mit einem solchen Gehalt kann er nur noch am Existenzminimum leben * * * Exis|tẹnz|mi|ni|mum, das <o. Pl.>: zum Leben unbedingt nötiges… …   Universal-Lexikon

  • Existenzminimum — E|xis|tẹnz|mi|ni|mum 〈n.; Gen.: s; Pl.: unz.〉 Mindestmaß des Einkommens, mit dem der Mensch gerade noch leben kann …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Existenzminimum — Exis|tenz|mi|ni|mum das; s, ...ma: Mindesteinkommen, das zur Lebenserhaltung eines Menschen erforderlich ist …   Das große Fremdwörterbuch

  • Existenzminimum — Exis|tẹnz|mi|ni|mum …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Existenzminimum-Theorien des Lohns — diejenigen ⇡ Lohntheorien, nach denen Abweichungen des Lohnes (⇡ Effektivlohn) vom Existenzminimumlohn (Lohn zur Sicherung des physiologischen bzw. kulturellen ⇡ Existenzminimums) nur kurzfristig möglich sind. Seit den 80er Jahren wurden Modelle… …   Lexikon der Economics

  • Soziokulturelles Existenzminimum — Als Existenzminimum (auch: Notbedarf) bezeichnet man die Mittel, die zur Befriedigung der materiellen Bedürfnisse notwendig sind, um physisch zu überleben; dies sind vor allem Nahrung, Kleidung, Wohnung und eine medizinische Notfallversorgung.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”